Natürlich gab es auch 2017 wieder viel Neues von den üblichen Verdächtigen. Viel spannender sind jedoch die Entwicklungen abseits von neuen Smartphones und Super-Ultra-HD-Fernsehern.
Dieser Artikel ist Teil unseres Jahresrückblicks. Hier finden Sie alle unsere Jahresrückblicke und Ausblicke auf 2018.
Apples Jubliäums-Smartphone ist da, Amazon verschleudert seine "Echo"-Geräte und Samsung will sein Versagen beim Note 7 mit dem Nachfolgemodell Note 8 wieder gut machen. Kurz und gut: Die üblichen Verdächtigen haben uns auch in diesem Jahr wieder nicht im Stich gelassen, sondern mit neuen Ideen und Gadgets beschäftigt.
Für diesen Jahresrückblick haben wir uns bewusst nach Geschichten umgesehen, die sich nicht nur im Umfeld der Internet-Giganten abspielten. Das sind die Schlagzeilen, die uns wirklich überrascht haben und über die wir uns heute noch freuen.
Platz 5: Deutscher verbannt Donald Trump von Twitter
Bahtiyar Duysak, ein Ex-Mitarbeiter von Twitter, im Büro von Reuters in Frankfurt. (Quelle: Reuters)
US-Präsident Donald Trump ist berüchtigt für seine Twitter-Tiraden. Am 3. November wurde es aber auf einmal für elf Minuten still: Sein Twitter-Account war kurzzeitig gelöscht worden. Nach einem kurzen Dementi gab Twitter bekannt, dass ein Mitarbeiter an seinem letzten Arbeitstag den US-Präsidenten eigenmächtig von der Plattform verbannt hatte. Wochen nach dem überraschenden Twitter-Bann outete sich der „Täter“. Er heißt Bahtiyar Duysak und er kommt aus Deutschland .
Duysak sagt zwar, er habe Trump nicht absichtlich gesperrt. Das Internet feiert ihn trotzdem als Helden. Schließlich hat er das getan, was sich Twitter so lange nicht getraut hat: Er hat den wohl mächtigsten Twitter-Troll aller Zeiten zum Schweigen gebracht.
Twitter aber will dafür sorgen, dass das nicht wieder vorkommt. Denn trotz seiner oft ausfallenden und beleidigenden Kommentare hätten die Trump-Tweets „Nachrichtenwert“, so das Unternehmen. Man kann von der Plattform also wohl auch weiterhin nicht erwarten, dass sie ihre eigenen Richtlinien umsetzt.
Platz 4: Künstliche Intelligenz bringt sich Schachspielen bei
Die Künstliche Intelligenz AlphaZero hat sich das Schachspielen beigebracht, in nur vier Stunden. (Quelle: Richard Gray/imago images)
Als die Künstliche Intelligenz (KI) AlphaGo im letzten Jahr den weltbesten Go-Spieler Lee Sedol besiegte, war das eine Sensation – ähnlich wie der Sieg des IBM-Programms Deep Blue über den Schachweltmeister Gari Kasparow fast 20 Jahre zuvor. Doch das Nachfolgeprogramm aus dem Labor der Google-Tochter DeepMind stellt sie alle in den Schatten.
AlphaZero beherrscht Schach, Go und Shogi, ein Strategiespiel aus Japan, und nimmt es mit den klügsten Menschen und Maschinen des Planeten auf. Was die Sache noch außergewöhnlicher macht: Die KI hat sich alle drei Brettspiele selbst beigebracht.
Der Algorithmus startet mit einem Basiswissen über die Spielregeln. Die Feinheiten lernt sie, indem sie immer wieder gegen sich selbst antritt und aus ihren Fehlern lernt. Dafür sorgen so genannte neuronale Netze. Nach nur vier Stunden Training hatte die KI das Schachspiel durchschaut und konnte den bisher besten Schachcomputer schlagen.
Schach-Experten zeigten sich verblüfft, dass die KI sämtliche populären Eröffnungen selbständig entdeckte und einige sogar schon wieder verworfen hat. Möglicherweise weiß die KI also etwas über diese Züge, das den Menschen bisher verborgen blieb.
Platz 3: Der Universalübersetzer wird Wirklichkeit
Es pixelt gleich zweimal - Das Google Pixel 2 und Pixel 2 XL. (Quelle: Franziska Gabbert/dpa/tmn)
Als Google seine Pixel Buds vorführte, fühlten sich viele Journalisten an den Babelfisch erinnert, ein Fantasiewesen aus dem Kultroman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Den Babelfisch setzt man sich ins Ohr, von wo aus er jede Sprache des Universums simultan übersetzt. Und genau das sollen diese Bluetooth Kopfhörer für das neue Pixel 2 können.
Das Ganze ist natürlich nur ein PR-Gag – was nicht heißen soll, dass es nicht funktioniert. Der springende Punkt ist nur: Dafür braucht man die knapp 180 Euro teuren Kopfhörer gar nicht. Die Übersetzungsfunktion basiert auf der Translate-App und dem Google Assistant, der auf die Ansage „Hey, Google“ anspringt. Damit lassen sich einfache Konversationen in 40 Sprachen übersetzen.
Erste Tests damit zeigen, dass es bis zum Universalübersetzer nach dem Vorbild von "Star Trek" zwar noch ein weiter Weg ist. Trotzdem überrascht der Google Assistant durch seine vielseitigen Fähigkeiten und wirkliche schnelle Auffassungsgabe. Ich kann ihn nach dem Weg fragen oder die neueste Folge meines Lieblingspodcasts abspielen lassen. Er versteht sogar mehrere aufeinanderfolgende Fragen.
Außerdem macht es einfach Spaß, live dabei zuzusehen, wie die KI im Hintergrund arbeitet und solange alle Silben durcheinanderpurzeln lässt, bis endlich alles einen Sinn ergibt. Das hat fast schon was Philosophisches.
Platz 2: Streaming-Anbieter überholen das Fernsehen
Darstellerinnen der Serie "The Handmaid's Tale". (Quelle: Patrick T Fallon/imago images)
Das Schicksal der Programmzeitschrift ist wahrscheinlich besiegelt: Bis auf wenige Ausnahmen, wie etwa Sportübertragungen, wird das Video-Streaming das lineare Fernsehen mit seinen festen Sendezeiten ersetzen. Plattformen wie Maxdome , Netflix und Amazon Prime versorgen ihre Nutzer mit einem unendlichen Strom der Unterhaltung. Hinzu kommen On Demand-Angebote wie EntertainTV der Telekom , das sich mit der diesjährigen Serien-Sensation „The Handmaid’s Tale“ einen richtigen Kracher ins Programm geholt hat.
Überhaupt: Noch nie gab es so viele hochklassige und aufwändig produzierte Titel, die sich Zeit lassen für tiefgründige Geschichten. Und mit Titeln wie "Dark", "Babylon Berlin" und "4Blocks" erkämpften sich in diesem Jahr endlich auch mehrere ausgezeichnete deutsche Produktionen ihren Platz im Streaming-Programm. Man kriegt fast ein bisschen Angst, wie 2018 dieses wirklich fantastische Serienjahr noch toppen will. Für die Zuschauer gibt es jedenfalls immer weniger Gründe, gelangweilt durch die Kanäle zu zappen und sich mit schlechtem Nachmittags-TV abzugeben.
Platz 1: Die EU schafft endlich die Roaming-Gebühren ab
Endlich frei! Im Juni hat die EU die Roaming-Gebühren in den Mitgliedsländern abgeschafft. (Quelle: blickwinkel/P. Royer/imago images)
Von wegen bürgerfernes Bürokratiemonster: Die Europäische Union war wahrscheinlich noch nie so beliebt wie in diesem Sommer. Denn zum ersten Mal fuhren ihre Bürger mit dem Smartphone in den Urlaub, ohne an der Grenze in den Flugmodus zu wechseln aus Angst vor der Kostenfalle namens Daten-Roaming. Seit dem 15. Juni dürfen die Mobilfunkanbieter keine Zusatzgebühren mehr für die Handy-Nutzung im EU-Ausland erheben. Endlich kann man überall in der EU telefonieren, SMS schreiben und das Internet nutzen wie zu Hause. Das bedeutet eine Sorge weniger im Urlaub – danke, EU!
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